Wiarda wundert sich_3_Overhoff

Shownotes

ALTE WEISSE MÄNNER, noch dazu allesamt teilweise seit mehreren Jahrhunderten tot: Johann Comenius, John Locke, Immanuel Kant, Wilhelm von Humboldt. Haben sie uns heute noch viel zu sagen? Jürgen Overhoff meint: Ja, unbedingt. Er ist Erziehungswissenschaftler und historischer Bildungsforscher und gibt jetzt eine ganze Reihe von Klassikern der Bildungsgeschichte neu heraus. "Kant sagte: Wir leben in einem Zeitalter der Aufklärung, wir entwickeln unsere Gesellschaft in die Zukunft hinein. Und dieses Zeitalter, das dauert an bis heute", sagt Overhoff.

Im Gespräch mit Jan-Martin Wiarda erklärt er, warum Alexander von Humboldt zwar der schillernde der beiden Brüder war, man Wilhelm von Humboldt deshalb aber keinesfalls als am Schreibtisch sitzenden Langweiler unterschätzen sollte. Overhoff berichtet von den Idealen und Frustrationen des kurzzeitigen preußischen Kultusministers, von seinem Faible für seltene Sprachen und von Wilhelms Bemühungen um das Recht auf Bildung für alle Kinder. Und der Bildungshistoriker sagt, was Humboldt tatsächlich selbst unter dem sprichwörtlich gewordenen Humboldtschen Bildungsideal verstanden hat. Ein Gespräch, dessen Bogen von der Gründung der Berliner Universität reicht über die Anfänge der modernen Grundschule bis hin zu Corona, Digitalisierung und der Inklusionsdebatte.

Auch wenn man heute gelegentlich den Eindruck bekommen kann, das Zeitalter der Aufklärung sei bereits wieder vorbei – Overhoff hält sich auch hier an Wilhelm von Humboldts Einschätzung, der Prozess Forschung sei niemals abgeschlossen. "Wir entdecken täglich so viel Neues, dass wir uns im Gespräch darüber immer weiter in die Zukunft entwickeln", sagt Overhoff. "Und diese Dynamik, glaube ich, die beginnt sehr deutlich am Anfang des 18. Jahrhunderts, und in der befinden wir uns noch."

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