Wiarda wundert sich_21_Voelker Fejes
Shownotes
TERESA VÖLKER forscht zu Protest und der radikalen Rechten – und hat erlebt, was es heißt, wenn Forschung zur Zielscheibe wird. "Ich habe Hassmails bekommen – und jemand stand den ganzen Tag vor meinem Büro", erzählt sie in einer neuen Folge von "Wiarda wundert sich". Zum Glück hatte sie kurz vorher in einem Workshop den Scicomm-Support kennengelernt, eine bundesweite Unterstützungsplattform für Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen, die von Anfeindungen betroffen sind. "Es hat mir enorm geholfen, eine Telefonnummer zu haben, die ich jederzeit anrufen kann."
Mitgründer Matthias Fejes erklärt, warum der Scicomm-Support seit dem Start vor zwei Jahren auf drei Säulen setzt: eine Info-Website inklusive Leitfaden, Trainings und Workshops – und natürlich die persönliche Beratung, je nach Bedarfsfall kommunikativ, juristisch oder auf Wunsch auch psychologisch. "Wir wollen verhindern, dass sich Forschende aus der öffentlichen Debatte zurückziehen." Über 1.100 Teilnehmende wurden bisher geschult, mehr als 100 Beratungsfälle begleitet – teils mit bis zu 80 Kontaktpunkten, manchmal über Monate hinweg, wenn nötig sogar ein Jahr lang. Die Hotline ist täglich von 7 bis 22 Uhr erreichbar, getragen ausschließlich von ehrenamtlich arbeitenden Kommunikationsprofis, die sonst Kommunikationsabteilungen an Wissenschaftseinrichtungen oder Hochschulen leiten – wie Fejes, der hauptberuflich die Pressestelle der TU Dresden führt.
Dass es solche Strukturen braucht, zeigen nicht nur die persönlichen Erfahrungen Völkers, sondern auch die Studienlage, über die Fejes berichtet: Wissenschaftsfeindlichkeit trifft Forschende aller Disziplinen, die Legitimität ihrer Forschung wird in Frage gestellt – oder gleich die gesamte Fachrichtung. Wissenschaftlerinnen werden besonders oft angegriffen, auch über ihr Äußeres.
Der Scicomm Support bietet konkrete Handlungsanleitungen: "Ich habe gelernt, E-Mails nicht zu löschen, weil sie Beweismaterial sein können", sagt Völker. Die Plattform bedeutet aber auch die Gewissheit, im Ernstfall nicht allein zu stehen. Für viele macht das den entscheidenden Unterschied zwischen Rückzug und dem Mut, weiter öffentlich zu sprechen.
Ein Podcast mit Jan-Martin Wiarda über Solidarität, Strukturen – und warum Wissenschaft gerade jetzt eine starke Stimme braucht.
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